Sonntag, 11. März 2018

Holi

Eines der bekanntesten Festivitäten Indiens ist das Holi Festival, auch als
"Fest der Farben" bekannt. Um einen so beliebten
und großen Feiertag zu erleben wollten Marta, Jule und ich etwas in den
Norden reisen da es vor allem da gefeiert wird (so groß ist es dann wohl doch nicht).
Wir entschieden uns für eine der berühmtesten Städte Indiens bzw. der Welt, Mumbai.

Ich machte mich am Donnerstag nach der Arbeit mit dem Bus auf nach Chennai, von wo
wir einen Flug nach Mumbai gebucht hatten. Wir trafen uns abends und fuhren zum Flughafen, wo wir bis 5 Uhr morgens versuchten zu schlafen (ohne Erfolg). Dafür schlummerten wir die Zwei Stunden in der Luft friedlich während das bunte Indien unter uns hinweg sauste. In Mumbai angekommen buchten wir uns ersteinmal ein Hotel welches eigentlich deutlich  über unserer Preisklasse lag, jedoch durch ein gutes Angebot und den Zeitdruck im Nacken (es war bereits der zweite Tag von Holi  angebrochen welcher mit den begehrten Farbbeuteln zelebriert wurde) unsere Geldbeutel erleichterte. Im Hotel fielen wir ersteinmal auf die weichen Federbetten, ein Luxus den wir nur selten genießen können. Wir schliefen 1-2 Stunden und brachen dann, mehr schlecht als recht
ausgeruht auf um uns das Spektakel anzusehen. Als wir den Mann an der Rezeption fragten wo es sich denn am besten Feiern lässt meinte dieser nur dass wir einfach hinaus gehen sollten und Holi uns finden würde. Tat es aber nicht. Die Straße in der unser Hotel lag war abgesehen von ein paar Taxifahrern leer und die nächste Straße war eine 4-Spurige Verkehrsader Mumbai's. Wir nahmen uns ein Taxi zum nächsten Strand in der  Hoffnung dass dort ein paar Menschen seien. Auf dem Weg kamen viele Gruppen am Straßenrand vorbei, welche voll mit den verschiedensten Farben waren.
Das Farbpulver brachte ihre Kleidung und auch ihre Augen zum leuchten. Am Strand angekommen sahen wir Mehr Menschen als Strand.

 Es war entgegen unserer Befürchtungen immernoch etwas los und wir hatten Holi nicht zwischen den kuscheligen Decken unseres Hotels verpennt. Nicht ganz zumindest.
Wir kauften uns einige Farbbeutel und zahlten pro Stück ca. 60 cent, das Zehnfache von dem was ein Inder bezahlt hätte wie uns eine Gruppe Jugendlicher später unter ungläubigem Gelächter erzählen sollte. Wir hatten viel Spaß daran uns und andere am Strand ordentlich einzufärben.
Alle 10 Minuten flog ein Helikopter über den Strand und die Menge tobte und jubelte ihm zu. So verbrachten wir einige Stunden am Strand und suchten uns dann einen Stand wo wir uns etwas Wasser besorgen konnten. Die Farbpulverschichten im Gesicht vermischen sich langsam mit dem Schweiß zu einer dicken Lila Paste welche nicht mehr ganz so angenehm war. Wir hatten ersteinmal genug von Holi und fuhren mit dem Taxi zurück zu unserem Hotel.
Dort angekommen sprang ich zuerst unter die Dusche mit der erwartung nach 5 Minuten auch das letzte Orange aus meinen Ohren gewaschen zu haben.
Eine Stunde Später standen wir mitlerweile zu dritt vor dem Spiegel und rubbelten vergeblich an unseren Gesichtern herum. Die Farbe wollte einfach nicht abgehen. Das unsere Klamotten nicht mehr sauber werden war uns vorher bewusst, dass jedoch unsere Körper zwangstätowiert werden
war uns bis dahin unbekannt. Ich (der am wenigsten in Mitleidenschaft gezogene) wurde auserkoren um in eine Apotheke zu gehen um alle möglichen Mittel, von Kokosnussöl bis Spühlmittel, gegen die Farbe zu besorgen. Weitere 2 Stunden und etlichen "Spühlmittel - Kokosnussöl - Nivea Creme" Behandlungen  später sahen unsere Gesichter halbwegs respektabel aus. Wir bestellten etwas zu Essen und informierten das Hotel darüber dass wir das Bad während unserer Putzaktion etwas in mitleindenschaft gezogen hatten. Das wir die Handtücher und die Entfernung der Farbe eventuell bezahlen müssen (was wir im Endeffekt nicht mussten) hat uns den Abend noch zusätzlich vermiest. Mit einem "Holi ist doch scheiße" legten wir uns in
unsere viel zu gemütlichen Betten (ihr merkt wie die Betten es mir angetan haben) und schliefen denn morgen war Kultur dran.

Am nächsten Morgen fuhren wir mit einer Rikscha zum Bahnhof von wo wir eine Stunde mit dem Zug zum "Gateway of India" fuhren. Dies ist ein
großes Tor aus Stein, direkt an der Küste Mumbai's. Irgendein britischer Kolonial-Friedrich hatte es mit der Absicht erbauen lassen, dass ankommende Reisende
von ihren Schiffen stiegen und direkt durch sein pompöses Tor in sein pompöses Kolonial-Indien flanieren können. Kurz darauf wurde Indien jedoch unabhängig und besagter
Kolonial-Friedrich hatte nichts mehr von seinem schönen neuen Tor. Ich versuche gerade diese Geschichte aus dem was von Marta's Reiseführerlesungen hängen geblieben ist
zu rekonstruieren. Wer die Geschichte des "Gateway of India" nicht mit der Rethorik eines Drittklässlers und am besten noch mit Zahlen und Fakten unterlegt lesen möchte,
dem sei Google samt Wikipedia ans Herz gelegt.

Vom besagten Tor fuhren wir mit einer Fähre zu einem weiteren Kulturpunkt auf unserer Liste. Wir wollten die Insel Elephanta besuchen, welche eine Stunde mit dem Boot entfert,
vor der Küste Mumbai's liegt. Die Insel ist durch ihre in den Berg gehauenen Höhlen bekannt welche schon über Tausend Jahre alt sind. Wir gingen, dort angekommen, vorbei an unzähligen
Souvenierständen, zum Eingang der Höhlen. Dort erwartete uns ein altbekannter Feind, der Ticketschalter. Nicht dass ich etwas dagegen hätte dafür zu zahlen die jeweilige
Sehenswürdigkeit zu sehen jedoch vermiest einem das große "Inder 30 Rupien - Ausländer 500 Rupien"-Schild jedes mal die Laune. Aber die Stunde auf dem Boot wollten wir nicht
umsonst abgesessen haben und bezahlten den Eintritt. Die in den Stein gehauenen Höhlen waren jedoch sehr eindrucksvoll. Die Genauigkeit der Arbeit, die in die Wand geschlagenen
Götter-Motive sowie die Tatsache das man inmitten einer uralten Schöpfung steht welche mit den simpelsten Werkzeugen geschaffen wurde verleiteten uns zum Staunen. Wir wanderten noch
ein wenig auf der Insel herum und gingen dann zurück zum Hafen wo wir die Rückfahrt antraten. Zurück am Flanier-Tor angekommen wollten wir eine letzte Sehenswürdigkeit besuchen.
Einen Tempel/Turm in welchem die -hab den Namen vergessen-Religion ihre Toten aufhängt um den heiligen Boden nicht mit ihren Körpern zu verunreinigen. Endlich dort angekommen
ließen uns die Wachmänner jedoch nicht zum Tempel durch und wiesen uns auf Hindi davon. Den Schildern entnahmen wir dass die ganze Anlage Privateigentum der Religion sein und nur ihren
Mitgliedern vorbehalten war. Gefrustet fuhren wir zurück ins Hotel und machten uns fertig um wenigstens noch eine Kultur Mumbai's zu sehen: die Bar-Kultur. In dieses Haus ließ man uns ein.
Es war nicht anders als wir es erwartet hatten. Viel zu laute Musik welche wohl geradewegs aus Amerika eingeflogen wurde und viele hippe Inder die ihr Leben feierten.
Eigentlich wie in Deutschland.  Wir verbrachten trotzdem einen schönen Abend dort und fuhren dann zurück zu unseren wolkenhaften Betten.

Am nächsten Morgen flogen wir zurück an die Ostküste, wo ich mit dem Bus zurück zu meinem kleinen orangen Haus fuhr,
weit weg von Wolkenkratzern, Menschenmassen und Lifestyle-Bar's aber dafür mit Ziegen vor der Tür und Hunden im Garten.

1 Kommentar:

  1. Das waren wieder tolle Erlebnisse, die du uns da brilliant formuliert nahe gebracht hast. Was für eine spannende Zeit du erleben darfst - herrlich!

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