Mittwoch, 27. September 2017

Klauroville

Dieses Wochenende besuchten wir einen Ort bzw. ein Dorf namens Auroville. Mir wurde von anderen Freiwilligen aus unserem Projekt oft davon berichtet dass dort eine sehr inspirierende Stimmung herrscht und man sich das "Markenzeichen", eine große goldene Kugel im Zentrum des Dorfes, unbedingt ansehen muss. So beschlossen ich und 5 andere Freunde dieses Wochenende dort zu verbringen.
Am Freitag Abend wartete ich alleine am Busbahnhof in Pondicherry auf zwei meiner Freunde. Die anderen Drei waren bereits in Auroville. Als ich da so am Busbahnhof saß und auf meinem Handy ein Video schaute um mir die Zeit zu vertreiben, bemerkte ich links von mir eine Bewegung die ungewöhnlich nah an mir vorbei huschte. Ich drehte mich um und sah jemanden ins Getümmel des Busbahnhofes laufen. Ich stand sofort auf und checkte meine Taschen.
Mein Portemonnaie war weg.
Ich nahm meinen Rucksack und rannte zu der Stelle wo ich den Mann zuletzt gesehen hatte aber keine Chance. An meinem ständigen gefluche, meinem Gesichtsausdruck und meinem gegen die Wand getrete erkannten die Inder um mich herum ziemlich schnell dass etwas nicht stimmte und kamen mir zu Hilfe. Als ich einem von ihnen erklärte was passiert war ging er zu der Bank auf welcher ich gesessen hatte und trat bzw. schlug auf einen dahinter schlafenden Bettler ein und  schrie ihn auf Tamil an bis ich ihm klar machen konnte dass der Mann nichts damit zu tun hatte und ich den Dieb noch sehen konnte wie er geflüchtet ist. Als den Umstehenden klar war dass sie nichts ausrichten konnten erklärten sie mir noch wo die Polizeistation sei da der Bereich in welchem ich bestohlen wurde (Das Portemonnaie wurde aus meiner Hosentasche gezogen als ich auf der Bank saß) von Kameras überwacht war. Ich ging also zur Polizeistation und erklärte dem sichtlich uninteressiertem Polizisten noch immer panisch dass ich beklaut wurde. Wir gingen noch einmal zu meiner Bank und er schaute erst einmal darunter und daneben nach. Die Ermittlungstechniken der indischen Polizei sind auf jeden Fall revolutionär. Ich zeigte auf die Kameras und machte ihm verständlich dass sie genau auf meine Bank gerichtet waren doch der Polizist sagte nur ein wenig gedrückt dass 'die Sicht der Kameras nicht ganz klar sei'. Ich fragte ihn genervt ob die Kameras überhaupt funktionieren worauf ich ein leises 'No, not working' bekam. Ich malte mir schon aus wie sich irgendwo irgendjemand es sich mit meiner Kreditkarte gut gehen ließ denn weder von meinem Handy, noch von einem von einem Inder geliehenen Handy konnte ich die Notfallnummer zum Sperren der Karte erreichen. Nach einer Zeit schaffte meine Mutter es meine Karte von Zuhause aus zu Sperren was mir die größte Angst nahm.

Später trafen meine Freunde ein und wir fuhren mit einer Rikscha nach Auroville. Da wir (beziehungsweise Marta) lange über den Preis diskutierten und den Fahrer herunterhandelten, war dieser sichtlich angefressen und schipperte uns durch Pondicherry. Als wir die Stadt verließen (auroville liegt ein paar Kilometer außerhalb der Stadt) bemerkten wir, sowie der Fahrer dass die Rikscha kein Licht hatte. Spärlich durch das ständige 'No problem' des Fahrers beruhigt fuhren wir durch die Nacht zu unserem Guest House. Da es schon nach 12 Uhr war konnten wir auf dem Gelände niemanden mehr finden und auch die Freundin die ebenfalls in dem Guest House schlief war nicht zu erreichen. Wir sahen jedoch auf einer Dachterrasse Licht und hörten stimmen. Wir stiegen also die Treppen hinauf und trafen auf zwei Israeliten sowie einen Inder aus Mumbai die sich schon die ein oder andere Sonderzigarette bzw. ein paar Bier genehmigt hatten. Sie erklärten uns in einer witzigen Zeitlupe wo der Dorm Room ist und dass wir einfach mit Taschenlampen hineingehen sollten um uns ein paar freie Betten zu suchen. Der Raum bestand aus ungefähr 10 Betten welche in zweier Gruppen mit Aufgehängten Matten voneinander getrennt waren. Wir leuchteten uns also vorsichtig durch den Saal und entdeckten einen weißen Fuß welchen wir unserer Freundin zuordnen konnten. Wir weckten sie und sie zeigte uns wo wir schlafen konnten. Ich genoss das Bett nach diesem Tag sehr.

Am nächsten Tag besuchten wir die Goldene Kugel im Zentrum von Auroville. Im Besucherzentrum mussten wir uns einen 10 minütigen Film über den Bau und die Bedeutung ansehen wonach wir den Fußmarsch zu der Kuppel (1-2 km) antreten durften. Die Kugel steht für die Spiritualität und ääh irgendwas mit alle sind gleich (ich hab bei dem Film nicht aufgepasst). Wir kamen bis auf ein paar hundert Meter an die Kugel heran und betrachteten das ungewöhnliche Bauwerk. Die Kugel (welche nicht ganz Kugelförmig ist) ist komplett golden und mit goldenen Metalltellern besetzt was ihr einen sehr futuristischen Stil verleiht. In das Innere der Kuppel konnten wir leider nicht da die Touren schon alle ausgebucht waren. Im Inneren befinden sich verschiedene Kammern welche alle in einem Goldenen Licht liegen welches aus LED Platten an der Wand gestrahlt wird.
Soviel ist vom Besucherzentrum noch hängen geblieben.

Die 4 Grundsätze von Auroville sind folgende:

1. Auroville gehört niemandem im besonderen. Auroville gehört der ganzen Menschheit. Aber um in Auroville zu leben, muss man bereit sein, dem Göttlichen Bewusstsein zu dienen.

2. Auroville wird der Ort des lebenslangen Lernens, ständigen Fortschritts und einer Jugend sein, die niemals altert.

3. Auroville möchte die Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft sein. Durch Nutzung aller äußeren und inneren Entdeckungen wird Auroville zukünftigen Verwirklichungen kühn entgegenschreiten.

4. Auroville wird der Platz materieller und spiritueller Forschung für eine lebendige Verkörperung einer wirklichen menschlichen Einheit sein.

(Martapedia)

Wer sich weiter für die spirituelle sowie ideologische Ausrichtung von Auroville interessiert, dem lege ich die Website auroville.org ans Herz.

Nach der Kuppel fuhren wir zu unserem Guest House um etwas zu Essen. Dann fuhren wir in den nächsten Ort wo wir uns in den kleinen Läden umschauten. Mit großer Freude entdeckte ich ein Musikgeschäft welches Trommeln aller Art verkaufte. Ich kam näher und der Besitzer des Ladens bot mir eine kleine Trommel an um sie auszuprobieren. Ich spielte ein wenig auf der Trommel worauf mich der Besitzer zu einer Jam Session in seinem Laden einlud. Wir suchten uns die passenden Trommeln und fingen an zusammen zu spielen. Nach einer Zeit kam ein weiterer Mann in den Laden und setzte sich erfreut dazu um mitzuspielen. Wir betrommelten noch eine Weile die abendliche Einkaufsstraße und verabschiedeten uns dann von einander.
Dann wollten wir den Strand besuchen und machten unterwegs Halt bei einer Saftbar. Da es bereits dunkel war bogen wir ein wenig unsicher vom Highway ab und fuhren auf einem Holperweg richtung Meer. Nachdem wir durch ein kleines Dorf fuhren kamen wir am Meer an. Wir beschlossen es zu wagen und gingen schwimmen. Nach einer Zeit kamen ein paar Inder und erklärten uns das es sehr gefährlich sei (da viele Inder nicht schwimmen können gehen sie oft davon aus dass es bei uns genauso sei). Dann kam natürlich noch die Polizei und kontrollierte unsere Roller und Taschen auf Alkohol und Drogen und machte uns dann verständlich dass wir verschwinden sollen. Wir waren froh dass es nicht noch mehr Komplikationen gab und machten uns vom Acker.
Danach gingen wir im unserem Guest House etwas Essen. Da es laut der Speisekarte kein Bier gab, wir aber wussten dass es welches zu kaufen gab fragten wir danach. Mit einem verschwörerischen Blick und halb so laut wie vorher wiederholte der Kellner die Bestellung und verschwand. Nach einer Zeit kam er mit unserem Essen und 4 Bierflaschen zurück. Selbige mussten wir unter unseren Tisch stellen und möglichst  unauffällig unsere Gläser nachfüllen. Ob das etwas mit irgendeiner Ausschank Lizenz oder dem generellen Alkoholverbot in der Öffentlichkeit zu tun hatte konnten wir nicht sagen. Nach dem Essen verbrachten wir noch einen witzigen Abend mit den Israeliten und dem Inder auf der Dachterrasse.

Am Sonntag besuchten wir noch einmal den Strand bei Tag und gingen schwimmen. Danach brachten wir zwei unserer Freunde zu den Bussen nach Hause. Ich und drei weitere Freunde blieben noch in Auroville und kauften uns ein paar Früchte. Danach fuhren Ich und eine Freundin zurück ins Guest House um noch eine Nacht im Dorm Room zu buchen da wir einfach nicht aus Auroville verschwinden wollten und sie ohnehin Schulferien hatte (Lehrerin in einer Schule). Wir erkundeten noch eine Weile Auroville bevor wir zurück in unser Hotel fuhren. Das ich am nächsten Tag auf Arbeit sein sollte hat sich mein Körper leider nicht gemerkt da ich glamourös aus/verschlafen habe. War aber nicht weiter schlimm da ich meinem Chef schnell Bescheid geben konnte dass ich heute Frei nehm. Wir gammelten einen weiteren Tag in Auroville und fuhren noch einmal zum Strand. Dort frühstückten wir Avocado auf Brot sowie ein paar Früchte. Danach fuhren wir weiter durch Auroville und erkundeten die Umgebung. Gegen Abend stiegen wir in den Bus zu meiner Unterkunft. Dies war tatsächlich die erste Busfahrt die ich mit hätte sparen können. Da die Busse ja keine Türen haben gab es auch immer einen Platz für noch jemanden der mitfahren wollte. So verbrachte ich die ersten 15 Minuten der Fahrt mit meinen Füßen halb auf der untersten Stufe und mit meinem Oberkörper komplett aus dem Bus hängend. Als dann ein paar Passagiere ausstiegen konnte ich einen Platz im Inneren ergattern welcher zwar um ein Vielfaches heißer war jedoch dafür weniger dafür anfällig ausversehen aus dem Bus in den dunklen Straßengraben zu fallen. Endlich in unserer Unterkunft angekommen bezogen wir unser Zimmer und beendeten unser verlängertes Wochenende.

Feddich.

Da ich hier ja vorzugsweise über meine Wochenenden schreibe Mal ein kleines Update zu meiner Arbeit.

Momentan sind wir dabei für das 'Good Spinach Project' ein großes Feld in Beete zu unterteilen und diese mit Kompost auszulegen. Ansonsten haben wir genug damit zu tun Palmen rund um das Land des Projektes zu Pflanzen. Demnächst werden wir ein weiteres Feld zum Reisanbau nutzen was auch wieder eine Stange Arbeit bedeutet. Die Arbeit auf der Farm ist anstrengend aber macht Spaß. Mit den Membern sowie den Mitarbeitern kommen wir prima klar. Morgens sowie nachmittags werden wir meistens von irgendwelchen Leuten mitgenommen. Mitlerweile habe ich schon auf einem Traktor, einem Kuhkarren, einem Kleinlaster und natürlich auf einem Motorrad Platz gefunden. Also auch in der Woche ist immer viel los was jedoch nicht so spannend ist (für mich jedenfalls).

Bis denn!

Montag, 18. September 2017

Bling Blangalore

Dieses Wochenende habe ich den Begriff 'unvernünftig' neu definiert. Ich war die ganze letzte Woche krank im Bett (zuerst wegen einem eingewachsenen Zehenagel und dann wegen sehr penetrantem Fieber). Was macht Hagen an einem Freitag Abend mit 38° auf der Stirn und Pochen im Kopf? Richtig, er setzt sich 8 Stunden in den Bus um mit seinen Freunden feiern zu gehen. Das Ziel lautete dieses Wochenende Bangalore. Es ist die Millionenstadt in welcher wir ganz am Anfang angekommen sind und welche aufgrund ihrer zentralen Lage ein idealer Treffpunkt für alle Ost/Westküsten-Freiwillige ist. Ich fuhr zunächst mit dem Bus nach Pondicherry wo ich mir in einem Reisebüro ein Ticket für einen Schlafbus kaufte. Das Ticket hat 10€ gekostet, bot jedoch dafür eine Fahrt in einem unheimlich luxuriösen Schlafbus. Das witzige: in diesen 7 Stunden Schlafbus-Fahrt habe ich meinen Körper mit aller Kraft dazu überreden können endlich auf das Antibiotikum zu reagieren da ich mit Fieber schlecht feiern kann. So kam ich also gesund in Bangalore an und wartete am riesigen Busbahnhof namens "Majestic". Der Typ der beim Aussteigen aus dem Bus gerade dabei war drei Meter vor mir auf den Boden zu kacken war nicht so "Majestic". Und es roch auch nicht nach "Majestic" sondern eher nach "Festival-Dixiklo bei 37°". In diesem Moment habe ich Pondicherry mit seinen sauberen Straßen erst wieder richtig schätzen gelernt. Nagut, genug gejammert. Als ich mich mit den anderen getroffen habe sind wir etwas essen gegangen und haben uns darauf hin ein billiges Hotel gesucht. Danach sind wir durch die Stadt spaziert und haben uns ein Einkaufscenter angeschaut welches das indische Pendant zum KDW in Berlin ist. Diesen ganzen Protz zu sehen hat mich irgendwie aggressiv gemacht weil einen Steinwurf entfernt die Leute auf der Straße schlafen. Da wusste ich noch nicht was uns erwartet.

Eine Mitfreiwillige hatte uns den Kontakt zu einem Party-promoter gegeben der dafür Bezahlt wird Weiße auf indische Partys zu bringen damit diese westlicher und somit angesagter (für die Inder) wirken. Prinzipiell scheiße, für uns nur halt in diesem Fall ziemlich praktisch.
Uns wurde eine Adresse gesagt und so begann das Vorglühen in unserem Hotelzimmer. Nach einer Zeit kam die Nachricht des Promoters welche besagte dass man nicht mit kurzer Hose oder gar Flip Flops auftauchen soll. Was hab ich Held natürlich nur mit? Flip Flops und kurze Hosen. Ich habe mir dann eine Jogginghose geliehen und ein Schwarzes T-Shirt angezogen und sah reichlich bescheuert aus. Aber hey, immerhin war es bequem. Ich wunderte mich schon ein wenig über den Dresscode weil ich davon ausging wir besuchten eine ganz normale Party mit ganz normalen Indern die ja auch meistens mit Flip Flops unterwegs sind. Naja wie auch immer. Wir dackelten so gegen 9 zur Metro mit welcher wir zwei Stationen fahren mussten. Der Eingang bei der indischen Metro ist wie bei einem Deutschen Flughafen. Gepäck wird durchleuchtet, und man wird auf Waffen kontrolliert. Getränke sowie Zigaretten sind nicht erlaubt und mein zaghaftes Nicken hat mich durch die Kontrolle gebracht. Der Bahnsteig ist super sauber und leise. Die wartenden stehen tatsächlich in Schlangen vor dem leeren Gleisbett (die Aufseherin hat auch fleißig kontrolliert und ermahnt) um dann wenn der Zug kommt einfach irgendwie einzusteigen. Von der Station bei welcher wir aussteigen mussten fragten wir nach der Adresse und waren erstaunt dass uns relativ schnell Leute sagen konnten wo wir hin müssen. Als wir vor dem riesigen Edel-Hotel standen wussten wir auch warum. Vor dem Hotel standen Leute in schicker Abendgarderobe und musterten uns. Wir warteten sicherheitshalber vor dem Hotel auf den Promoter welcher uns rein bringen sollte. Als er kam und uns begrüßte fiel sein Blick auf mich und er sagte "dich reinzubekommen wird ein Problem". Wir marschierten dann einfach in Pinguin Formation durch die Lobby auf den Türsteher zu der keine Chance hatte meine zweifelhafte Edelbekleidung zu sehen. Wir bekamen einen Stempel und wurden in den Außenbereich gelassen. Der Anblick der sich uns bot gab mir endlich ein Verständnis für das Wort "Exklusiv". Das ist wahrscheinlich auch die erste und letzte Party auf der ich je war bei der es tatsächlich eine Gästeliste gab. Ein Riesiger Pool war in der Mitte des Außenbereichs und darum herum standen und saßen Leute in so schicken Klamotten das mir vor Scham fast die Jogginghose heruntergerutscht wäre. Aber unser Promoter nahm uns gleich mit an einen Tisch wo ein Barkeeper Drinks zubereitete und gab uns zu verstehen das für uns alles auf's Haus geht. Ich und meine umgerechneten 7€ hüpften vor Freude in die Luft. Wir entdeckten später noch einen Dancefloor wo unglaublich gute Stimmung herrschte und so verbrachten wir eine sehr lustige Zeit auf dieser eigentlich viel zu teuren Party. Am Ende hüpften wir nochmal in den Pool und dann war die Party auch schon vorbei. Wir suchten uns eine neue Party (die Zusammenhänge sind mir rätselhaft) und feierten noch ein wenig weiter. Danach kamen wir noch mit ca. 20 anderen in die Wohnung des Promoters wo wir ein bisschen entspannten. Dann riefen wir uns ein Taxi und fuhren zurück in unser Hotel. Halb 5 lagen wir dann alle in unseren Betten (2 Doppelbetten für 6 Personen) und schliefen. Am nächsten Tag checkten wir aus und brachten den Tag bis zum Abend herum. Wir aßen Pizza und fuhren dann zu unserem Busbahnhof von welchem die Busse in unsere Städte fuhren. Ich kam 4:30 morgens in Pondicherry an und war letztendlich um 6:00 im Bett und musste um 8:00 wieder aufstehen. Naja den verpennten Montag war's auf jeden Fall wert. Tschüssi!

Mittwoch, 6. September 2017

Wochenendtrip nach Pondicherry

Am Wochenende besuchten uns zwei Freunde welche ebenfalls deutsche Freiwillige in Indien sind. Sie haben ihre Projekte doch weiter nördlich und mussten so noch 4-6 Stunden im Bus verbringen ehe wir uns am Busbahnhof in Pondicherry treffen konnten. Da sie unterschiedliche Arbeitszeiten hatte, kam eine Freundin schon früher an und ich zeigte ihr den nächsten ATM sowie die nächste Bar (großartiger Cityguide, ich weiß). Die "Bar" war eigentlich ein Alkoholladen welcher durch einen kleinen Gang mit einem Raum verbunden war in welchem man sein frisch erstandenes Gebräu trinken durfte (da dies in der Öffentlichkeit verboten ist). Dieser Raum war die reinste Inkarnation des Wortes "zwielichtig". Den meisten Leuten sah man an dass sie bereits seit einiger Zeit hier saßen und nicht nur Erdnüsse gefuttert hatten. Es herrschte eine seltsame Stimmung die für uns nur schwer mit dem Fakt zu rechtfertigen war dass hier Bier und Schnaps getrunken wurde aber hier ist das nunmal so eine Sache. Wie der Chef der Sristi-Farm (der Teil des Projektes in welchem ich arbeite) mir später erklärte, predigt die Regierung Indiens Wasser und trinkt Wein (im wahrsten Sinne des Wortes höhö). Sie verbietet Alkohol in der Öffentlichkeit und zeigt auch sonst eine eher ablehnende Haltung. Andererseits besitzt sie sämtliche Alkoholläden in Indien und bezieht einen wesentlichen Anteil ihrer Einnahmen aus dem Verkauf. Okay zurück zu uns. Also, gehen zwei deutsche in eine Bar. Wir hätten uns gedacht dass wir (beziehungsweise die Freundin mit der ich unterwegs war) viel mehr angestarrt werden da sie die einzige Frau im Raum und dazu noch weiß war. Die meisten Inder haben jedoch nur kurz von ihren Gesprächen aufgeschaut und dann war auch wieder gut. Wir gingen also mit unseren Budweiser-Flaschen zu einem leeren Tisch und setzten uns. Nach einiger Zeit kamen zwei junge Inder, die sich durch ihre Kleidung und ihr Alter vom Rest abhoben, zu unserem Tisch und fragten ob sie sich setzen dürften. Es stellte sich herraus dass es Studenten aus Delhi waren welche einen Wochenendurlaub in Pondicherry verbrachten. Wir unterhielten uns ein Stündchen und hatten viel Spaß zusammen. Dann mussten wir los um unsere andere Freundin vom Busbahnhof  abzuholen. Als wir sie in Empfang genommen hatte mussten wir auch gleich den letzten Bus in mein Dorf nehmen da es schon spät war. Ich musste am nächsten Tag zu einem Meeting in meinem Projekt weshalb wir nicht in Pondicherry übernachteten.
Nach dem Meeting am nächsten Tag fuhren wir wieder nach Pondicherry und fuhren zu dem Hotel welches ich gebucht habe. Ich bin seit diesem Moment begeistert davon dass man in einem wackeligen Bus nur mit seinem Handy und seiner Geldkarte eine ganze Reise planen, reservieren und zahlen kann (Tripadvisor-Gene meiner Mama). Im Hotel angekommen bezogen wir unser Zimmer und gingen auf's Dach um die versprochene Dachterasse samt Pool über den Dächern der Stadt in Augenschein zu nehmen (9$ die Nacht!).
Danach gingen wir in eine Pizzakette um uns eine Auszeit vom Reis zu gönnen. Gesättigt gingen wir zum Strand und schauten uns die Promenade im schwindenden Licht der Sonne an. Dann gingen wir wieder zum Hotel wo wir Fabian verabschiedeten da dieser nicht bei uns im Hotel übernachtete sondern in unserer Projektunterkunft zu welcher er erst noch mit dem Bus fahren musste. Wir erkundeten noch ein wenig die Stadt und kehrten dann zu unserem Hotel zurück. Am Abend begaben wir uns noch einmal auf die Suche nach einigen Hopfendrinks was wirklich ungewohnt ist wenn man aus dem Bier-Land No.1 kommt. Als wir erfolgreich wurden gingen wir auf unser Zimmer und unterhielten uns noch lange. Am nächsten Tag besuchten wir nach dem aus-checken noch einen hübschen Park und danach eine Subway-Filiale (echtes Brot mit Käse und Salat treibt einem nach so viel Reis Tränen in die Augen). Danach fuhren wir zum Busbahnhof wo wir unsere Busse suchten und uns dann voneinander verabschiedeten. Es war ein wunderbares Wochenende an welches ich mich immer gerne erinnern werde.