Dieses Wochenende besuchten wir einen Ort bzw. ein Dorf namens Auroville. Mir wurde von anderen Freiwilligen aus unserem Projekt oft davon berichtet dass dort eine sehr inspirierende Stimmung herrscht und man sich das "Markenzeichen", eine große goldene Kugel im Zentrum des Dorfes, unbedingt ansehen muss. So beschlossen ich und 5 andere Freunde dieses Wochenende dort zu verbringen.
Am Freitag Abend wartete ich alleine am Busbahnhof in Pondicherry auf zwei meiner Freunde. Die anderen Drei waren bereits in Auroville. Als ich da so am Busbahnhof saß und auf meinem Handy ein Video schaute um mir die Zeit zu vertreiben, bemerkte ich links von mir eine Bewegung die ungewöhnlich nah an mir vorbei huschte. Ich drehte mich um und sah jemanden ins Getümmel des Busbahnhofes laufen. Ich stand sofort auf und checkte meine Taschen.
Mein Portemonnaie war weg.
Ich nahm meinen Rucksack und rannte zu der Stelle wo ich den Mann zuletzt gesehen hatte aber keine Chance. An meinem ständigen gefluche, meinem Gesichtsausdruck und meinem gegen die Wand getrete erkannten die Inder um mich herum ziemlich schnell dass etwas nicht stimmte und kamen mir zu Hilfe. Als ich einem von ihnen erklärte was passiert war ging er zu der Bank auf welcher ich gesessen hatte und trat bzw. schlug auf einen dahinter schlafenden Bettler ein und schrie ihn auf Tamil an bis ich ihm klar machen konnte dass der Mann nichts damit zu tun hatte und ich den Dieb noch sehen konnte wie er geflüchtet ist. Als den Umstehenden klar war dass sie nichts ausrichten konnten erklärten sie mir noch wo die Polizeistation sei da der Bereich in welchem ich bestohlen wurde (Das Portemonnaie wurde aus meiner Hosentasche gezogen als ich auf der Bank saß) von Kameras überwacht war. Ich ging also zur Polizeistation und erklärte dem sichtlich uninteressiertem Polizisten noch immer panisch dass ich beklaut wurde. Wir gingen noch einmal zu meiner Bank und er schaute erst einmal darunter und daneben nach. Die Ermittlungstechniken der indischen Polizei sind auf jeden Fall revolutionär. Ich zeigte auf die Kameras und machte ihm verständlich dass sie genau auf meine Bank gerichtet waren doch der Polizist sagte nur ein wenig gedrückt dass 'die Sicht der Kameras nicht ganz klar sei'. Ich fragte ihn genervt ob die Kameras überhaupt funktionieren worauf ich ein leises 'No, not working' bekam. Ich malte mir schon aus wie sich irgendwo irgendjemand es sich mit meiner Kreditkarte gut gehen ließ denn weder von meinem Handy, noch von einem von einem Inder geliehenen Handy konnte ich die Notfallnummer zum Sperren der Karte erreichen. Nach einer Zeit schaffte meine Mutter es meine Karte von Zuhause aus zu Sperren was mir die größte Angst nahm.
Später trafen meine Freunde ein und wir fuhren mit einer Rikscha nach Auroville. Da wir (beziehungsweise Marta) lange über den Preis diskutierten und den Fahrer herunterhandelten, war dieser sichtlich angefressen und schipperte uns durch Pondicherry. Als wir die Stadt verließen (auroville liegt ein paar Kilometer außerhalb der Stadt) bemerkten wir, sowie der Fahrer dass die Rikscha kein Licht hatte. Spärlich durch das ständige 'No problem' des Fahrers beruhigt fuhren wir durch die Nacht zu unserem Guest House. Da es schon nach 12 Uhr war konnten wir auf dem Gelände niemanden mehr finden und auch die Freundin die ebenfalls in dem Guest House schlief war nicht zu erreichen. Wir sahen jedoch auf einer Dachterrasse Licht und hörten stimmen. Wir stiegen also die Treppen hinauf und trafen auf zwei Israeliten sowie einen Inder aus Mumbai die sich schon die ein oder andere Sonderzigarette bzw. ein paar Bier genehmigt hatten. Sie erklärten uns in einer witzigen Zeitlupe wo der Dorm Room ist und dass wir einfach mit Taschenlampen hineingehen sollten um uns ein paar freie Betten zu suchen. Der Raum bestand aus ungefähr 10 Betten welche in zweier Gruppen mit Aufgehängten Matten voneinander getrennt waren. Wir leuchteten uns also vorsichtig durch den Saal und entdeckten einen weißen Fuß welchen wir unserer Freundin zuordnen konnten. Wir weckten sie und sie zeigte uns wo wir schlafen konnten. Ich genoss das Bett nach diesem Tag sehr.
Am nächsten Tag besuchten wir die Goldene Kugel im Zentrum von Auroville. Im Besucherzentrum mussten wir uns einen 10 minütigen Film über den Bau und die Bedeutung ansehen wonach wir den Fußmarsch zu der Kuppel (1-2 km) antreten durften. Die Kugel steht für die Spiritualität und ääh irgendwas mit alle sind gleich (ich hab bei dem Film nicht aufgepasst). Wir kamen bis auf ein paar hundert Meter an die Kugel heran und betrachteten das ungewöhnliche Bauwerk. Die Kugel (welche nicht ganz Kugelförmig ist) ist komplett golden und mit goldenen Metalltellern besetzt was ihr einen sehr futuristischen Stil verleiht. In das Innere der Kuppel konnten wir leider nicht da die Touren schon alle ausgebucht waren. Im Inneren befinden sich verschiedene Kammern welche alle in einem Goldenen Licht liegen welches aus LED Platten an der Wand gestrahlt wird.
Soviel ist vom Besucherzentrum noch hängen geblieben.
Die 4 Grundsätze von Auroville sind folgende:
1. Auroville gehört niemandem im besonderen. Auroville gehört der ganzen Menschheit. Aber um in Auroville zu leben, muss man bereit sein, dem Göttlichen Bewusstsein zu dienen.
2. Auroville wird der Ort des lebenslangen Lernens, ständigen Fortschritts und einer Jugend sein, die niemals altert.
3. Auroville möchte die Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft sein. Durch Nutzung aller äußeren und inneren Entdeckungen wird Auroville zukünftigen Verwirklichungen kühn entgegenschreiten.
4. Auroville wird der Platz materieller und spiritueller Forschung für eine lebendige Verkörperung einer wirklichen menschlichen Einheit sein.
(Martapedia)
Wer sich weiter für die spirituelle sowie ideologische Ausrichtung von Auroville interessiert, dem lege ich die Website auroville.org ans Herz.
Nach der Kuppel fuhren wir zu unserem Guest House um etwas zu Essen. Dann fuhren wir in den nächsten Ort wo wir uns in den kleinen Läden umschauten. Mit großer Freude entdeckte ich ein Musikgeschäft welches Trommeln aller Art verkaufte. Ich kam näher und der Besitzer des Ladens bot mir eine kleine Trommel an um sie auszuprobieren. Ich spielte ein wenig auf der Trommel worauf mich der Besitzer zu einer Jam Session in seinem Laden einlud. Wir suchten uns die passenden Trommeln und fingen an zusammen zu spielen. Nach einer Zeit kam ein weiterer Mann in den Laden und setzte sich erfreut dazu um mitzuspielen. Wir betrommelten noch eine Weile die abendliche Einkaufsstraße und verabschiedeten uns dann von einander.
Dann wollten wir den Strand besuchen und machten unterwegs Halt bei einer Saftbar. Da es bereits dunkel war bogen wir ein wenig unsicher vom Highway ab und fuhren auf einem Holperweg richtung Meer. Nachdem wir durch ein kleines Dorf fuhren kamen wir am Meer an. Wir beschlossen es zu wagen und gingen schwimmen. Nach einer Zeit kamen ein paar Inder und erklärten uns das es sehr gefährlich sei (da viele Inder nicht schwimmen können gehen sie oft davon aus dass es bei uns genauso sei). Dann kam natürlich noch die Polizei und kontrollierte unsere Roller und Taschen auf Alkohol und Drogen und machte uns dann verständlich dass wir verschwinden sollen. Wir waren froh dass es nicht noch mehr Komplikationen gab und machten uns vom Acker.
Danach gingen wir im unserem Guest House etwas Essen. Da es laut der Speisekarte kein Bier gab, wir aber wussten dass es welches zu kaufen gab fragten wir danach. Mit einem verschwörerischen Blick und halb so laut wie vorher wiederholte der Kellner die Bestellung und verschwand. Nach einer Zeit kam er mit unserem Essen und 4 Bierflaschen zurück. Selbige mussten wir unter unseren Tisch stellen und möglichst unauffällig unsere Gläser nachfüllen. Ob das etwas mit irgendeiner Ausschank Lizenz oder dem generellen Alkoholverbot in der Öffentlichkeit zu tun hatte konnten wir nicht sagen. Nach dem Essen verbrachten wir noch einen witzigen Abend mit den Israeliten und dem Inder auf der Dachterrasse.
Am Sonntag besuchten wir noch einmal den Strand bei Tag und gingen schwimmen. Danach brachten wir zwei unserer Freunde zu den Bussen nach Hause. Ich und drei weitere Freunde blieben noch in Auroville und kauften uns ein paar Früchte. Danach fuhren Ich und eine Freundin zurück ins Guest House um noch eine Nacht im Dorm Room zu buchen da wir einfach nicht aus Auroville verschwinden wollten und sie ohnehin Schulferien hatte (Lehrerin in einer Schule). Wir erkundeten noch eine Weile Auroville bevor wir zurück in unser Hotel fuhren. Das ich am nächsten Tag auf Arbeit sein sollte hat sich mein Körper leider nicht gemerkt da ich glamourös aus/verschlafen habe. War aber nicht weiter schlimm da ich meinem Chef schnell Bescheid geben konnte dass ich heute Frei nehm. Wir gammelten einen weiteren Tag in Auroville und fuhren noch einmal zum Strand. Dort frühstückten wir Avocado auf Brot sowie ein paar Früchte. Danach fuhren wir weiter durch Auroville und erkundeten die Umgebung. Gegen Abend stiegen wir in den Bus zu meiner Unterkunft. Dies war tatsächlich die erste Busfahrt die ich mit hätte sparen können. Da die Busse ja keine Türen haben gab es auch immer einen Platz für noch jemanden der mitfahren wollte. So verbrachte ich die ersten 15 Minuten der Fahrt mit meinen Füßen halb auf der untersten Stufe und mit meinem Oberkörper komplett aus dem Bus hängend. Als dann ein paar Passagiere ausstiegen konnte ich einen Platz im Inneren ergattern welcher zwar um ein Vielfaches heißer war jedoch dafür weniger dafür anfällig ausversehen aus dem Bus in den dunklen Straßengraben zu fallen. Endlich in unserer Unterkunft angekommen bezogen wir unser Zimmer und beendeten unser verlängertes Wochenende.
Feddich.
Da ich hier ja vorzugsweise über meine Wochenenden schreibe Mal ein kleines Update zu meiner Arbeit.
Momentan sind wir dabei für das 'Good Spinach Project' ein großes Feld in Beete zu unterteilen und diese mit Kompost auszulegen. Ansonsten haben wir genug damit zu tun Palmen rund um das Land des Projektes zu Pflanzen. Demnächst werden wir ein weiteres Feld zum Reisanbau nutzen was auch wieder eine Stange Arbeit bedeutet. Die Arbeit auf der Farm ist anstrengend aber macht Spaß. Mit den Membern sowie den Mitarbeitern kommen wir prima klar. Morgens sowie nachmittags werden wir meistens von irgendwelchen Leuten mitgenommen. Mitlerweile habe ich schon auf einem Traktor, einem Kuhkarren, einem Kleinlaster und natürlich auf einem Motorrad Platz gefunden. Also auch in der Woche ist immer viel los was jedoch nicht so spannend ist (für mich jedenfalls).
Bis denn!